Zweckverband stellt Ergebnisse der technischen Machbarkeitsstudie zur Variante über den Büchenbacher Damm sowie eine aktualisierte Kostenschätzung vor: Nutzen übersteigt weiterhin deutlich die Kosten
Bereits im Frühjahr hatte der Zweckverband kommuniziert, dass sich der Nutzen der StUB, ersten Testrechnungen zufolge, auf-grund von Änderungen der Rahmenbedingungen zur Förderung von ÖPNV-Projekten im vergangenen Jahr, verdoppeln würde. Gleichzeitig wurde die ehemals diskutierte Variante über den Büchenbacher Damm als Alternative zur Wöhrmühlquerung förderfähig. Zwischenzeitlich wurde eine umfassende technische Machbarkeitsstudie durchgeführt, deren Ergebnisse im Kontext einer aktualisierten Kostenschätzung sowie einer Neuberechnung des Nutzen-Kosten-Indikators im Rahmen der aktuellen Standardisierten Bewertung, vorgestellt wurden. |
„Wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht“, erläutert Mandy Guttzeit, Geschäftsleiterin des ZV StUB zu Beginn der Veranstaltung. „Bei der Durchführung der technischen Machbarkeitsstudie mussten zahlreiche technische Herausforderungen berücksichtigt werden.“ Hierzu zählen u. a. die Führung im Bereich der Feuerwache, die Anordnung der Haltestellen in der Äußeren Brucker Straße, die Unterquerung der Autobahn, der Wechsel der Fahrbahnseite auf dem Büchenbacher Damm, sowie die Verknüpfung mit der Frauenauracher Straße, um diesen wieder verlassen zu können. Insgesamt wurden im Verlauf des komplexen Verfahrens drei Varianten zur Führung der StUB auf dem Büchenbacher Damm geprüft: zunächst eine Führung neben der Straße bzw. dem Verkehr in Form einer Dammverbreiterung, weiterhin eine Führung über ein separates Bauwerk, welches unmittelbar neben dem Damm entstehen würde und schließlich eine straßenbündige Führung in Nord- und Südlage auf der bestehenden Straße (d. h. die StUB fließt teilweise im Verkehr mit). Grundsätzlich konnten für viele Herausforderungen technische Lösungen erarbeitet werden. Diese sind jedoch teilweise mit enormen Risiken, welche die Planungs- und Bauzeit sowie die Kosten betreffen, behaftet:
So müsste für die Unterquerung der Autobahn die Fahrbahn um rund 40 cm abgesenkt werden. Dies wäre mit hohen Kosten verbunden, da hier ein Eingriff in die Bestandsbrücke der Autobahn notwendig würde. Zudem müssten die Anschlussstellen entsprechend angepasst werden.
Außerdem haben die Leistungsfähigkeitsuntersuchungen gezeigt, dass die vier Verkehrsknotenpunkte vor dem Büchenbacher Damm – also ab Kreuzung Paul-Gossen-Straße/ Äußere Brucker Straße – nicht leistungsfähig abgewickelt werden können. Den Untersuchungsergebnissen zufolge würden sich hier Stauraumlängen ergeben, die größer als die Abstände zwischen den Knotenpunkten sind. Dem-nach müssten alle vier Knotenpunkte im Rahmen des Baus der StUB umgebaut werden, um den Verkehr weiterhin abwickeln zu können. „Wie ein solcher Umbau im Detail aussehen könnte, kann erst in der Folgeplanung analysiert und dargestellt werden“, erklärt der technische Leiter Dr. Stefan Opheys. „Das geht weit über die diesjährige Machbarkeitsstudie hinaus“.
Zusätzlich hat der Zweckverband einen umfassenden Kriterienkatalog für den Vergleich der Varianten Büchenbacher Damm und Wöhrmühl-querung entwickelt, der die Parameter Umwelt, Verkehr, Wirtschaftlichkeit, Zeit und Sonstige Belange berücksichtigt. Im Ergebnis hat sich, wie auch bei früheren Betrachtungen, gezeigt, dass kaum Argumente für den Büchenbacher Damm sprechen. In Bezug auf Umweltaspekte – u. a. hinsichtlich des Erhalts von biologischer Vielfalt – ist er etwas besser zu bewerten als die Wöhrmühlquerung, bei der eine neue Brücke durch den Erlanger Regnitzgrund gebaut werden müsste. Hinsichtlich der Kriterien CO2-Bauemissionen, CO2-Einsparung im Betrieb, Schall und Hochwasser (bei Dammschüttung) schneidet der Büchenbacher Damm jedoch schlechter ab. So werden bei der Streckenführung über den Büchenbacher Damm im Vergleichsabschnitt rund 45% mehr CO2 beim Bau ausgestoßen, was der deutlich längeren Streckenführung geschuldet ist. Auch aus verkehrlicher Sicht schneidet die Variante Büchenbacher Damm schlechter ab, da hier weniger Verkehr auf den ÖPNV verlagert wird. „Nur mit der neuen Querung profitiert Erlangen von deutlichen Verbesserungen im Busnetz. Damit einher gehen noch indirekte positive Effekte hinsichtlich des Umwelt- und Klimaschutzes“ erklärt Daniel Große-Verspohl, Kaufmännischer Leiter des ZV StUB.
Aufgrund der massiven verkehrlichen Vorteile der Wöhrmühlquerung, der technischen Risiken des Büchenbacher Damms in Verbindung mit den nicht so deutlich ausgeprägten umweltfachlichen Vorteilen und der massiven Unsicherheiten in Bezug auf die Kosten und den weiteren Zeitplan, empfiehlt der Zweckverband, die Führung über die Wöhrmühlquerung beizubehalten. „Wir als Zweckverband können im Hinblick auf das weitere Projektmanagement und die großen verkehr-lichen Vorteile der Wöhrmühlquerung für den gesamten städtischen ÖPNV nicht guten Gewissens empfehlen, die Variante Büchenbacher Damm weiter zu verfolgen. Im schlechtesten Fall würde dies das Gesamtprojekt um viele Jahre verzögern und gleichzeitig deutlich weniger Nutzen mit sich bringen“, resümiert Mandy Guttzeit.
Neuer NKI bei 2,0, aktualisierte Kostenschätzung
Dass die StUB über die Wöhrmühlbrücke auch weiterhin eine lohnen-de Investition ist, zeigen die neuen Berechnungen im Rahmen der Standardisierten Bewertung. Demnach liegt der Nutzen-Kosten-Indikator nun bei 2,0 womit das vorläufige Ergebnis der im Frühjahr vorgestellten Testrechnungen bestätigt wurde. Der Nutzen der StUB übersteigt die Kosten bei Weitem – trotz Preissteigerungen. Die Kosten für das Gesamtprojekt wurden auf Basis des aktuellen Planungsstandes zum Preisstand 2022 neu geschätzt. Demnach belaufen sich die Investitionskosten auf rund 635 Millionen Euro (ehemals 372 Millionen Euro), die Planungskosten liegen bei ca. 95 Millionen Euro (ehemals 56 Millionen Euro). Hier ist zu berücksichtigen, dass ein Großteil der Kostensteigerung auf Inflationseffekte zurückzuführen ist. Zusätzlich wurde der Risikopuffer von 10 auf 20% erhöht, um der Methodik der Standardisierten Bewertung in dieser Planungstiefe zu folgen und das Kostenrisiko für die Zukunft weiter zu senken. Ein größerer Anteil der Kostensteigerung (rund 35 Millionen Euro) wurde durch bewusste Entscheidungen herbeigeführt, mit denen die Planung weiter optimiert wurde. Dazu zählen beispielsweise die Umplanung auf eine straßenbündige Führung entlang des Adenauerrings in Büchenbach, um Flächen einsparen zu können sowie die nun festgelegte Unterquerung der A 73 in Zusammenhang mit der Entstehung der Regnitzstadt. In der Vorplanung war hier noch eine Überquerung vorgesehen.
Mit den gestiegenen Kosten erhöhen sich auch die Eigenanteile der beteiligten Städte. Im Fall der Stadt Erlangen auf 82 Millionen Euro (ehemals 61 Millionen Euro) bei der Stadt Nürnberg auf 27 Millionen Euro (ehemals 21 Millionen Euro) und bei der Stadt Herzogenaurach auf 22 Millionen Euro (ehemals 16 Millionen Euro). Trotz der Kostensteigerungen liegen die Eigenanteile dank der zwischenzeitlich verbesserten Förderbedingungen unter den bei Projektbeginn veranschlagten Eigenanteilen. Im Hinblick auf andere öffentliche Investitionen – darunter Bau- und Sanierungsvorhaben – bleiben die Kosten für die Städte daher dank projektgebundener Förderung im Verhältnis überschaubar. Insgesamt könnte mehr als eine halbe Milliarde Euro an ÖPNV-Fördermitteln als Investition in die Region fließen.
„Zeit ist der größte Teuerungsfaktor,“ betont Mandy Guttzeit. „Je schneller wir das Projekt umsetzen, desto geringer fällt der aufzuwendende Eigenanteil der beteiligten Städte aus. Dass sich das Vorhaben StUB dabei mehr denn je lohnt, zeigt der hohe Nutzen.“
Weiter im Dialog
Am 28. November findet das nächste Dialogforum statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung werden die Präsentation der Ergebnisse zur technischen Machbarkeitsstudie der Variante Büchenbacher Damm sowie die Vorstellung der aktualisierten Kostenschätzung zum Streckenverlauf Nürnberg - Erlangen - Herzogenaurach stehen. Die Veranstaltung findet in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen statt. Eine Anmeldung ist über die Webseite des Zweckverbands möglich: www.stadtumlandbahn.de. Hier erhalten Interessierte auch weitere Informationen.
Der Zweckverband Stadt-Umland-Bahn
Der Zweckverband Stadt-Umland-Bahn (ZV StUB), mit seiner Geschäftsstelle in Erlangen, ist für die Planung, den Bau und Betrieb der StUB zuständig. Mitglieder des ZV StUB sind die drei Städte
Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach. Verbandsvorsitzender ist derzeit Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen. Bei der Stadt-Umland-Bahn handelt es sich aktuell um eines der größten Straßenbahnprojekte in Deutschland. Auf einer 26 Kilometer langen Strecke soll die StUB Nürnberg, Erlangen und Herzogenaurach im 10-Minuten-Takt verbinden.